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  • AutorenbildSimone Bingemer

ROSALBA CARRIERA – Eine Portraitistin des Rokoko



Das Rokoko entstand durch die natürliche Weiterentwicklung aus der mit monumentaler Wucht und prunkvoll gestalteten Bilderwelt des Barock.

Die Übergänge verliefen fließend und anstelle der zeremoniellen und teilweise ernsten und belehrenden Bildmotive entwickelte sich eine leichte, galante und anmutige Malerei, hell und heiter in ihrer pastellenen Farbgebung.

Ein verfeinerter Sinn für geistreiche, elegante wie kapriziös verspielte Sujets waren nun, entsprechend dem Zeitgeist gefragt.


Rosalba Carriera wurde 1675 in Venedig geboren.

Mit ihren beiden Schwestern wuchs sie in einer musisch geprägten Familie auf.

Ihr Vater, ein Kanzleischreiber, betätigte sich in seiner Freizeit als Maler und ihre Mutter fertigte mit großer Könner und Leidenschaft die sehr berühmten venezianischen Spitzen.

Die Töchter wurden in Latein und Französisch unterrichtet, waren musikalisch gebildet und entwickelten eine Begabung für die Malerei.


Besonders Rosalba stach durch ihr Talent heraus.

Sie bemalte mit großer Könnerschaft die Innenseiten von elfenbeinernen Tabakdosen mit miniaturartigen Szenen. Schon mit 14 Jahren begann sie unter Anleitung ihres Lehrers Giuseppe Diamantini zu zeichnen und Ölgemälde zu kopieren. Um das Jahr 1700 herum findet man in ihrem Werk erste Pastelle.

Der Maler Christian Cole der ihre Werke in Rom populär gemacht hatte, riet ihr zum Wechsel von der Ölmalerei hin zum Pastell. Erste internationale Bekanntheit erfuhr sie durch eine Einladung nach Deutschland an den Düsseldorfer Hof. Dort begann ihre europaweite Karriere.

Schnell erlebte ihre Pastellkunst eine so große Wertschätzung an allen europäischen Höfen, daß sich der gesamte Adel beflissen auf den Weg nach Venedig machte, um sich dort im Atelier Rosalbas, am Liebsten verkleidet als Schäferin und Schäfer in ländlicher Idylle portraitieren zu lassen.

Elegant in Rüschen und spitzenbesetzten Seidenkleidern, mit Blüten im gepuderten Haar und glitzerndem Schmuck, die Haut in jugendlich frischem porzellanweiß, gefiel man sich in erotisch koketten Posen.

Rosalba Carriera zeigte in ihren Portraits Menschen die sich in einer verspielten arkadischen Bilderwelt in der exquisiten Leichtigkeit des Seins, abbilden ließen.

Eine Gesellschaft des Müßiggangs, Hirten und Komödianten in lieblichen idealisierten Landschaften. Hell, leicht und sorglos.

So wunderbar verstand Rosalba diese Welt mit ihren zarten Pastellfarben zu gestalten, daß ihr Atelier zu einem begehrten Treffpunkt des Adels wurde. Zeitweilig sah sich sogar genötigt Malergehilfen zu ihrer Entlastung einzustellen.

Mit den Jahren entwickelten sich ihre Portraits die zuvor geprägt waren durch das Schönheitsideal ihrer Zeit, hin zu ernstzunehmenden Charakterstudien. Ganz besonders bei ihren zahlreichen Selbstporträts zeigt sie einen schonungslosen, mutig realistischen Blick auf sich selbst.

So sieht man sich auf dem Bild „Winter“ einer Frau mit einem eindringlichen, wissenden und wachen Blick gegenüber. Der Blick einer gereiften Frau, die sich entgegen aller Konventionen ihrer Zeit, gegen die Ehe und Mutterschaft, zugunsten ihrer Leidenschaft für die Malerei entschieden hat. Zu ihren Lebzeiten war sie gewiss die „Königin“ der Pastellmalerei.

Nach dem Tod von Schwester und Mutter war Rosalba so verzweifelt, daß Sie nur mühsam überredet werden konnte ihre Malerei wieder aufzunehmen. Jedoch mit der Zeit ließ ihre Sehkraft nach und trotz einiger sehr schmerzhaften Augenoperationen, verlor sie 1746 endgültig ihr Augenlicht. Noch 11 Jahre lebte sie „in schwärzester Nacht“.

Ihre jüngere Schwester umsorgte und begleitete sie bis zu ihrem Tod . Sie starb am 15. April 1757 versunken in tiefster Schwermut in ihrer Heimatstadt Venedig.

Wie so viele ihrer Kolleginnen wurde sie zu Unrecht von der Kunstgeschichte übergangen und vergessen. Dabei konnte sie mit den berühmtesten Künstlern ihrer Zeit mithalten.

Jean–Honore Fragonard, Françoise Boucher, Jean–Étienne Liotard waren alle hervorragende Pastellmaler und Jean–Antoine Watteau hat sich sogar 1721 von ihr portraitieren lassen. Sein Portrait hängt in Trevisa im Museo Civico.

Viele von Rosalba Carrieras Pastellbildern sind in der Dresdner Gemäldegalerie zu finden. Andere Werke in der Münchner Pinakothek, in Wien und Paris.

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